Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3



Text des Tages: Das Eingeständnis der eigenen Schwachheit und das Elend dieses Lebens

Die Nachfolge Christi  |  drittes Buch  |  Kapitel 20

1. Die Schwäche des Menschen ist groß; sie führt zur Mutlosigkeit.
2. Der Versuchungen sind so viele, daß wir unsere ganze Ohnmacht zu fühlen bekommen.
3. Wer die Welt mit ihren Verführungen kennt, liebt sie nicht, aber viele kennen sie nicht.
4. Wer die Welt ungeordnet liebt, weiß nichts von den erquickenden Tröstungen Gottes.



1. (Der Knecht:) "Bekennen will ich wider mich meine Ungerechtigkeit" (Ps 32, 5),  bekennen will ich dir, O Herr, meine Schwäche. Oft ist es nur eine Kleinigkeit, die mich umwirft und traurig macht. Ich nehme mir vor, entschlossen zu handeln, aber schon bei einer geringen Versuchung gerate ich in große Verwirrung. Eine ganz unbedeutsame Sache führt mich bisweilen in schwere Versuchung. Kaum fühle ich mich ein Weilchen sicher, da finde ich mich bisweilen unversehens wie durch einen leisen Windhauch fast umgeworfen.

2. Herr, siehe auf meine Ohnmacht und Gebrechlichkeit; sie ist dir ja kein Geheimnis. Hab' Erbarmen und "entreiße mich dem Schlamm, daß ich nicht versinke" (Ps 69, 15) und nicht für immer vollends mutlos bleibe. Das ist es, was mich häufig quält und vor dir beschämt, daß ich im Kampfe gegen die Leidenschaften so wankelmütig bin und so schwach. Wenn ich auch gerade nicht einwillige, so ist es mir doch lästig und beschwerlich, von ihnen angefochten zu werden. Täglich im Kampfe zu leben wird man leid; es ekelt einen an. Daran erkenne ich meine Schwäche, daß die abscheulichen Phantasiebilder viel leichter eindringen als zurückweichen. Starker  Gott Israels, schaue in deinem Eifer für die Rettung der gläubigen Seelen auf die Mühen und Leiden deines Knechtes herab und stehe ihm bei in allem, was er beginnt. Stärke mich mit himmlischer Kraft, daß nicht der alte Mensch die Oberhand gewinne, jener elende Triebmensch, der dem Geist nicht gänzlich unterworfen ist, gegen den man zu kämpfen haben wird, solange man atmet in diesem wahrhaft armen Leben.
 
3. Welch ein Leben, wo Trübsal und Ungemach auf uns warten, wo allüberall die Fallstricke und Feinde lauern! Sowie die eine Bedrängnis oder Versuchung weicht, tritt eine andere an ihre Stelle. Während der erste Kampf noch andauert, brechen schon mehrere andere unverhofft über uns herein. Wie kann man ein Leben lieben, das so viele Bitterkeiten in sich birgt und so vielem Leid und Elend unterworfen ist? Wie kann man nur von Leben reden, wenn es immer wieder Tod und Pest erzeugt? Dennoch, es wird geliebt, und viele suchen in ihm ihre Freude. Oft wird die Welt als  trügerisch und eitel hingestellt. Trotz allem, man läßt sie nicht leicht fahren, weil das Begehren des Leibes allzuviel Macht besitzt.
 

4. Das eine ist es, was zur Weltliebe, ein anderes, was zur geringeren Wertung der  Welt treibt. Zur Weltliebe treiben "Fleischeslust, Augenlust und Hoffart des Lebens" (1 Joh 2, 16). Die Strafen aber und das Elend, das ihnen gerechterweise folgen wird, erzeugen Haß und Ekel an der Welt. Doch leider trägt die böse Lust den Sieg über das Weltkind davon. In Domen zu liegen scheint ihm eine Wonne, weil er die Lieblichkeit Gottes und die innere Schönheit der Tugend weder erkannt noch verkostet hat. Die aber die Welt in vollkommenem Sinne geringer werten und in heiliger Zucht nur für Gott zu leben suchen, kennen den göttlichen Trost, der denen  verheißen ist, die den ganzen Verzicht leisten. Diese sehen klarer, wie schwer sich die Welt irrt und wie vielfach sie der Täuschung verfällt.




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